TERRA-Online / Gymnasium


Infoblatt Watttypen


Unterscheidung nach Sedimentablagerungen und nach geographischer Lage



Watttypen (Klett)


Unterscheidung nach vorherrschender Sedimentart

Das Watt ist ein heterogener Lebensraum mit unterschiedlichen Bereichen. Nach den Sedimentablagerungen kann man das Watt in das Schlick-, Misch- und Sandwatt unterteilen. Dabei liegt das Schlickwatt im Küstenbereich und das Misch- und Sandwatt schließen sich seewärts an. Oft sind die einzelnen Wattarten aber auch mosaikartig nebeneinander angeordnet und durch Priele oder Muschelbänke voneinander getrennt.


Schlickwatt

Das Schlickwatt liegt nahe der Hochwasserlinie in Küstennähe. Es bildet sich in Stillwassergebieten z. B. vor Deichen, Buchten oder Salzwiesen. Durch die geringe Wasserbewegung in diesen Bereichen können sich feine Sedimentpartikel mit Korngrößen unter 0,06 mm am Grund absetzten. Diese Tone und Schluffe bilden mit den darin lebenden Bodenorganismen und abgestorbenem Plankton den Wattschlick.
Der Schlick besitzt viele kleine Kapillare, in denen sich das Wasser hält. Dadurch hat der Boden eine hohe Wasserspeicherkapazität und einen Wasseranteil von 50 - 70 %. Dies ist wichtig für das Überleben zahlreicher Wassertiere, die sich während der Ebbe im Schlick eingraben.
In den tieferen Schlickschichten herrscht ein Mangel an Sauerstoff. Vor allem im Sommer während der Ebbe kommt es hier zur massenhaften Vermehrung von Bakterien, die den Bodensauerstoff verbrauchen. Dabei entstehen Eisensulfid-Verbindungen, die den Schlick schwarzgrau färben und einen unangenehmen Geruch verbreiten.
Das Schlickwatt besitzt eine glatte wasserglänzende Oberfläche. Es ist schlecht begehbar, da man in dem feuchten Schlick knöcheltief einsinkt. Im Sommer ist das Watt oft von einem bräunlich schleimigen Belag bedeckt. Dabei handelt es sich um Millionen von Kieselalgen. Sie sind die Hauptnahrungsquelle für zahlreiche Wattbewohner, wie Schlickkrebse, Wattschnecken oder Wattvögel. Viele niedere Tiere im Watt, wie z. B. der Wattwurm, sind Schlickfresser. Sie nehmen den Schlick auf, verwerten die enthaltenen organischen Stoffe und scheiden den Rest wieder aus.


Mischwatt

Das Übergangsgebiet zwischen Schlick- und Sandwatt nennt man Mischwatt. In geschützten küstenferneren Lagen, z. B. zwischen größeren Prielen oder vor brandungsgeschützten Inseln, kann das Mischwatt weite Ebenen bilden. Hier lagern sich gröbere Partikel mit Korngrößen zwischen 0,1 - 0,06 mm ab. Der Wassergehalt liegt noch bei 25 - 50 %. Im Mischwatt leben ebenfalls viele Bodenorganismen.


Sandwatt

Das Sandwatt schließt sich seewärts dem Mischwatt an und wird durch eine starke Wasserströmung geprägt. Es nimmt den größten Teil der Wattfläche ein. Aufgrund der Wassergeschwindigkeit lagern sich nur noch grobe Sedimente mit Korngrößen über 0,1 mm ab. Alle feineren Partikel werden von der Strömung weggespült. Der Sandanteil liegt bei über 90 %. Der Anteil des Wassers ist dafür sehr gering, da es schnell im Sandboden versickert. Hier leben nur noch wenige Bodentiere.
Sandwatten sind gut begehbar. Durch die Wirkung von Wind und Wasser bilden sich an der Oberfläche typische Rippelstrukturen. Dabei handelt es sich um wellenförmige Sandanhäufungen von einigen Zentimetern Höhe, die einer ständigen Veränderung unterliegen.
Ein gut ausgebildetes Sandwatt findet man z. B. bei Mont Saint Michel in Frankreich.


Unterscheidung nach geographischer Lage

Nach der geographischen Lage des Watts zum Festland und den umliegenden Inseln unterscheidet man offene Watten, Rückseitenwatten, Buchtenwatten und Ästuarwatten.
  • Offene Watten
    Die offenen Watten liegen direkt am offenen Meer, d. h. sie sind seewärts von keinen schützenden Inseln oder hohen Sandbänken umgeben. Die Wellen können hier ungehindert bis zur Küste vordringen und Sedimente verlagern. Da aufgrund der höheren Wassergeschwindigkeit weniger Schwebstoffe absinken, wird das Watt langsam aufgeschichtet. Offene Watten findet man z. B. vor Nordfriesland.
  • Rückseitenwatten
    Die Rückseitenwatten sind seewärts von Inseln oder Sandbänken begrenzt. Zwischen den Inseln strömt der Gezeitenfluss durch tiefe Priele, den sog. Tiefs oder Seegaten in das Watt. Dort verästeln sich die Wasserströme zu feineren Prielen und Rinnen und die Wassergeschwindigkeit verringert sich. Zu den Rückseitenwatten gehören die Watten vor West- und Ostfriesland.
  • Buchtenwatten
    Die Buchtenwatten bilden sich im Schutz einer Meeresbucht. Hier können sich die von den Gezeiten mitgebrachten Sedimente ablagern und den Wattboden aufschichten. Ein Beispiel ist das Wattgebiet im Jadebusen.
  • Ästuarwatten
    Die Ästuar- oder Brackwasserwatten werden nicht marin geprägt, wie die bereits genannten Watttypen, sondern bilden sich im Bereich von Flussmündungen. Der Wattboden wird hier vor allem von der Flussfracht, also den mitgeführten Sedimenten des Flusses gebildet. Ästuarwatten haben einen hohen Anteil an totem Plankton, da dieses in dem wärmeren, salzarmen Brackwasser schnell abstirbt. In Deutschland findet man an der Weser- und Elbemündung Ästuarwatten.


    Quelle: Geographie Infothek
    Autor: Sabine Seidel
    Verlag: Klett
    Ort: Leipzig
    Quellendatum: 2012
    Seite: www.klett.de
    Bearbeitungsdatum: 29.03.2012
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